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Alle Beiträge sind unredigiert.
* ohne sonetttypische inhaltliche Strukturierung
   (These, Antithese, Synthese)

 

Spectator      23.3.2006

Inspirierend !

So nette Seiten solln gefüllt doch werden;
denn Spaß, der kommt mir immer sehr gelegen.
Drum pfeif ich auf die Alltagsdrohgebärden
und greif zu Stift, Papier jetzt ganz verwegen.

Die Luft noch kalt; doch Sonne wirkt schon wärmend,
ganz grün das Gras, von Schnee hier keine Spur mehr.
So weit entfernt die Welt; die Autos, lärmend,
hier nicht zu hören; man erahnt sie nurmehr.

Sonette-Seiten mit Latein – vorzüglich!
Jetzt merk ich erst, wie sehr ich das entbehrte!
Seit meiner Schulzeit war 's nicht so vergnüglich.
Ein Dank an Florian, der das bescherte!

Wie einst BO hat PGS begeistert:
Sonett-Queen (stets mit Hofstaat) hat 's gemeistert!

 

OMA      20.3.2006

Dichterfrühling

Sein blaues Band will Mörike uns weben,
Vom Eis befreit sind Strom und Bach bei Goethe.
Bei Hölty tönt der Nachtigallen Flöte,
Der blauen Blume gilt Novalis‘ Streben,

Um ‚Eimers Tropfen‘ möchte Klopstock schweben.
Für Wedekind bringt Frühling Liebesnöte,
Für Schiller Aufbruch, neue Morgenröte,
In Eichendorffschen Hainen rauscht das Leben.

Der Minnesang lässt Wintertrübsal enden,
Wenn bliclich minneclìche bluomen sprießen. –
Laut Uhland wird sich alles, alles wenden!

So, wie die Dichter froh den Frühling grüßen
Und tausendfaches Lob dem Lenze spenden,
So lasst auch uns sein Kommen jetzt genießen!

 

Hugo Schulze      20.3.2006

Lenzgefühle

Es ist zu kalt; ich muss sie noch vermissen:
Gefühle, die im Frühling jeder kennt.
Wann kann ich endlich meine Fahne hissen?
Doch alles, was ich hiss, wirkt nur verpennt.

Selbst, was ich schrieb – ich hab es schnell zerrissen.
Nicht frühlingsreif, nein, winterlich verbrämt
erschien es mir. So sehr ich auch beflissen,
was rauskam, hat den Lenz doch nur beschämt.

Nun warte ich mit klopfendem Gewissen,
dass mich die Frühlingsmuse endlich küsst.
Befrei mich, Lenz, vom weichen Ruhekissen,
ich stünde auf, wenn ich was Bess'res wüsst.

Lass bitte mich nicht allzu lange warten
und mich mit Lenzgefühlen heut noch starten!

 

OMA     15.3.2006

Bruchsonett

Beim Brüche-Kürzen zeigt der Mensch oft Schwächen:
Zwölf Drittel ist gleich Vier und nur ein Scheinbruch.
Stürzt jemand ab als Bruchpilot im Steinbruch,
dann wird ein Bruchteil seiner Knochen brechen.

Mit Brechreiz will sich Montezuma rächen.
Wenn Leitern brechen, kommt es leicht zum Beinbruch,
und der Verbrecher bricht dann ab den Einbruch.
Vertragsbruch ist gebrochenes Versprechen.

Der Durchbruch ist’s, den alle Künstler lieben.
Bert Brecht hat viele große Bühnendramen,
Max Bruch ein Violinkonzert geschrieben.

Der Herzensbrecher sucht sein Glück bei Damen,
hat manche schon zum Ehebruch getrieben,
wodurch sie auf den Brechungsindex kamen.


OMA     10.3.2006

Fallstudie

Bei Schneefall muss man notfalls Dächer räumen,
Ein Unfall kann im Ernstfall sonst passieren.
Ein Streitfall kann zu Wutanfällen führen,
Vom Erbfall kann man meistenfalls nur träumen.

Den Glücksfall darf man keinesfalls versäumen.
Beim Überfall kann man sein Geld verlieren.
Vier Fälle braucht man, um zu deklinieren,
Im ersten Fall fällt Fallobst von den Bäumen.

Den Abfall schafft in Haufen man zur Seite.
Ein Wasserfall erregt oft Wohlgefallen.
Durch Zufall trifft man manchmal nette Leute.

Ein Unglücksfall kann jedem nur missfallen,
Der Reinfall bringt dir schlimmstenfalls die Pleite –
Doch Durchfall ist der peinlichste von allen.


Lucas Gruen     24.2.2006

Gott schuf den Mann nach seinem Bild, nach seinem,
sprich: Gottes Bilde schuf er ihn, wir lernen.
Damit er nicht allein sei unter Sternen,
schuf Gott die Frau aus Mannesknochen – einem.

Xenophanes, der Grieche, sprach: Bei kleinem,
wer denk' in Geistesbahnen, in modernen,
sollt' folgern: Wenn ein Rindvieh schaut' in Fernen,
glich' Gott dem Rinde, keinem Menschen – keinem.

Der Mensch-als-Gottes-Ebenbild-Erfinder
bleibt ungenannt – aus Scham ob seiner These?
Xenophanes, der Mythenüberwinder,

lässt nicht verkünden, denkt die Antithese,
womit er Greise überzeugt wie Kinder.
Doch niemand fand bisher, was fehlt: Synthese.



PGS    Januar 2006

Julius Caesar berichtet..

Als ich von Ihr und Ihrem Land vernahm,
das, reich, exotisch, fruchtbar—welch ein Ziel—
für Rom so nahe liegt, da plötzlich kam
mir der Gedanke dies Geschenk des Nil

für mich—für’s Volk von Rom wohl auch—zu fordern.
So rasch wie möglich veni atque vidi.*
Legionen wollt ich dorthin gleich beordern,
Cleopatra allein besiegen; sie, die

als Pharaonin dort noch immer sitzt
auf Ihrem Thron von Gold und edlen Steinen.
Zu Ihr nun schnell—sie hatte mich erhitzt—
Ihr Land mit Rom und mich mit Ihr vereinen!

War sie bereit zu geben, was ich nahm?
Wie später* fast: Ich sah, besiegte — kam!

________________________
*Bei Zela in Kleinasien (heute Zile östlich von Ankara, Türkei) hatte Julius Caesar kurz nach seinem Ägyptischen Abenteuer im Jahre 47 vor Christus einen schnellen Sieg über Pharnakes errungen, über den er später stolz und knapp berichtete: Veni, vidi, vici! (Ich kam, ich sah, ich siegte!), atque (und).

 

PGS   Januar 2006

Idomeneo

Idomeneo, re di Creta , war
der Held der Oper, die einst Mozart schrieb,
als er, gerade fünfundzwanzig Jahr
geworden, emsig sein Geschäft betrieb.

Der Auftraggeber, Churfürst von der Pfalz,
regierte erst seit kurzem auch in München.
Die Faschingsoper damals, jedenfalls
geriet so recht nach dessen eignen Wünschen.

Ein Werk für Virtuosen hat er g’schaffen,
das nur gelingen konnt’ wo’s solche gab;
Besucher lauschen, staunen, klatschen, gaffen,
die Sänger hält das dramma stets auf Trab.

Am Ende hängt Elettra an der Wand,
Il re taucht ab, sein Sohn hält Ilias Hand.
.
________________________
Am Samstag, den 28. Januar 2006 (genau 225 Jahre nach der
Münchner Uraufführung und 250 Jahre und einen Tag nach Mozarts
Geburtstag) hatte am Karlsruher Staatstheater die Oper Idomeneo
Premiere. Die letzten Zeilen beziehen sich auf diese Inszenierung.

 

 

 

 

 

 

 

Alle Beiträge sind unredigiert.
* ohne sonetttypische inhaltliche Strukturierung
   (These, Antithese, Synthese)



Renate Golpon     
20.3.2006

Frühlingsträume

Ganz grau und fad ich jeden Morgen fand.
Wo blieben sie – des Märzens Frühlingsdüfte?
Der Winter zeigte Schnee- und Eisesgrüfte
und hatte unser Land fest in der Hand.

Im März denk ich an Frühling, blaues Band,
das fröhlich flattert locker durch die Lüfte.
Ich griff es mir und schläng es um die Hüfte,
schwebt' blau geschürzt durchs Frühlingsblumenland.

Dann hörte ich sie, fordernd, laut und hart,
die frühlingsforschen Autohupentöne.
Der Fahrer hat mit Lärm nicht sehr gespart,

still hoffend, dass sich umdreh jede Schöne
und breche auf mit ihm zur Frühlingsfahrt,
wobei man auf der Spritztour nicht nur klöne…

 

Renate Golpon      17.3.2006  

Spielereien

Ganz spielerisch möcht ich ein Beispiel geben;
die Spielerei mit Worten macht mir Spaß.
Durch Wortspiel ich 's Klavierspiel ganz vergaß.
Nun gut! Dann spiel ich ohne Töne eben.

Ein Festspiel ist 's nicht immer: unser Leben;
ob Schauspiel oder Lustspiel – ohne Maß
noch jede Spielzeit Subventionen fraß.
Doch hoher Spielerlös sei anzustreben.

Es gibt noch Glücks-, Gewinn-, Gesellschaftsspiele.
Mit Spielgefährten spielgerecht verkehren
kann beispielhaft den Spieltrieb noch vermehren.

Vermeide immer Falschspiel (spielen viele!).
Ein Freundschafts- oder Gastspiel kann gefallen.
Am schönsten ist das Liebesspiel von allen!

 

Renate Golpon      16.3.2006

Stielaugenkaleidoskop

Mann sieht mir augenzwinkernd in die Augen.
Als Augenweide werd ich auserkoren,
ein Augenschmaus, als Augenstern geboren,
mein Augenaufschlag soll für Sünden taugen;

denn augenblicklich kannst du fest dich saugen
an meinem Blick, das Augenmaß verloren.
Dann – augenscheinlich auf mich eingeschworen –
bewachst du mich mit scharfen Argusaugen.

Die langen Augenwimpern werfen Schatten.
Dein Augenmerk gilt auch noch andern Zonen,
die immer Augenfälliges schon hatten;

das hörte Augenzeugen ich betonen
auf augentrostbepflanzten Grünrabatten.
Für manche Nacht solln Augenschatten lohnen!


Renate Golpon     15.3.2006

Sinnverwirrend

Sinniere ich nun über Sinn und Zweck,
den Sinngehalt des Sinngedichtes lange?
Ob 's sinnvoll ist, wenn sinnfällig und bange
ich setz mich über Sinnenreiz hinweg

und sinnentstellend Schwachsinn rede keck?
Wer nimmt mich sinnreich-sinnig in die Zange
und zeigt mir sinnverwandt von hohem Range,
dass Sinnlichkeit und Sinnenlust sei'n Dreck?

Du kannst es nicht! Dein Einwand wäre Blödsinn.
Denn Sinnenfreude, Sinnenrausch sind Wonne!
Die Sinnenwelt zu leugnen machte krank!

Wer sperrte Sinnentaumel in den Schrank,
spazierte sinngestört durchs Licht der Sonne!
Wie sinnentleert !  Mein Sinn strebt nicht zur Öd' hin!


Renate Golpon     13.3.2006

Kinder, Kinder! Renten sichern!

Mit Kinderwunsch beginnt das Spiel nicht immer.
Ein Kinderspiel jedoch: die Produktion!
Und kindlich klagt die Kindfrau: „Wie – jetzt schon?
Wir haben doch noch gar kein Kinderzimmer!“

„An Kinderspielen mangelt es mir nimmer!“
Der Kindesvater wünscht sich einen Sohn.
„Die Arbeit mit dem Kind ist keine Fron.
Du bleibst zu Haus, zählst Kindergeld. Viel schlimmer

bin ich doch dran! Den Kinderwagen schieben
und Kinderspielzeug kaufen – das ist Stress!“
Im Kinderbett nie Ruhe bis halb sieben.

„Schaust du zum Kind?“ fragt Kindesmutter kess.
Ach wären wir doch kinderlos geblieben!
Ist kinderleicht. Sag zur Verhütung „Yes“!

 


Renate Golpon     13.3.2006

Frauenpower am Weltfrauentag

Soll frau nun über Frauen Nettes sagen?
Prädestiniert und fraulich wär die Hausfrau!
Am Frauentag erlebte jüngst den Ausbau
sie ihrer Dogmen: Frauenquote, -fragen.

Die Powerfrau konnt frauenfreundlich klagen,
baut' ab aus ihrem Frauenherzen Staus schlau,
zwar frau'nbeauftragt, aber ziemlich mausgrau,
sprach Frauenarbeit an – an Frauentagen.

Wenn in der Frauenfußballmannschaft rege
die Frauenfüße hartes Leder kickten,
ob Frauenheldenherzen höher schlügen?

Vorm Frauenparkplatz kreuzten sich die Wege
von Frauenfeind und Frauenschwarm. Sie blickten
verquer – als ob sie Frauenkleider trügen.

 

Renate Golpon     12.3.2006       

Mann o Mann!

Was träumen Männer wohl im Frühlingsbann?
Gar mannigfache Wünsche stehen offen!
Noch grinst der Schneemann. – Darf ein Mannsbild hoffen,
dass Manneskraft kommt mannigfaltig an?

Nähm Sie als Hauptmann ihn – als Nebenmann?
Kein Mannweib will er, machte ihn betroffen.
Ein Lebemann beschwatzte sie besoffen,
die Traumfrau, magisch, männermordend. Wann

wird er sie sehn, die schon dem Männerchor
so männerfreundlich lauschte unverdrossen.
Ein Männlein, das im Wald stand (oder Moor),

das wurd in Mannheim in den Wind geschossen.
Auch Heinzelmännchen stellt sie sich nicht vor.
Beim Froschmann störten dauernd dessen Flossen.



Renate Golpon     11.3.2006

Schein oder nicht Schein? – Das ist hier die Frage!

Wie ranken fein die Silben sich um Schein,
dem scheinheilig sie Wertzuwächse geben.
Mit Geldschein in der Tasche lässt sich 's leben.
Der Führerschein scheint nützlich auch zu sein.

Mit Dichter-Freifahrtschein fühlt' ich mich fein!
Wer könnte einen Glorienschein mir weben?
Und mit Bescheinigung dann gleich daneben
hätt ich den Gutschein auf den Heil'genschein.

Den Jagdschein scheinen Jäger zu erwerben,
um dann im Lichtschein früher Morgenstunden
den Hirsch zu stürzen scheinbar ins Verderben.

Doch zeigt der Augenschein: Hirsch ist entschwunden,
wollt nicht im Dämmerschein des Morgens sterben.
Er fühlt dem Sonnenschein sich sehr verbunden!




Hugo Schulze    16.2.2006

Erwählt mich, Queen, als Eure neue Muse!
Ich möcht Euch gern und fleißig inspirieren!
Ich heiße Schulze, bin nicht Karlchen Kruse,
doch solltet Ihr den Schritt sogleich riskieren!

Ich kann gut zuhörn, doch noch besser küssen.
Ob zart, ob feurig, das dürft Ihr bestimmen.
Ich kann auch tippen; sollt' diktiern Ihr müssen –
und wie Ihr seht: Ich kann auch Verse trimmen!

Ihr zögert noch? Ihr solltet es probieren!
Ich bin bereit – per Fahrrad oder Porsche.
Mein Faible: Shakespeare, Goethe rezitieren,
wenn 's sein muss, auch Modernes, selbst das Morsche.

Würd meine Bitte von Euch angenommen,
die Gunst würd Eurem Musenmann gut frommen!

 

Renate Golpon    14.2.2006

Musestunden

Sie kommt und küsst – doch ist sie immer weiblich?
Wie, wenn nun Weiber ließen Worte fließen
mit Wunsch nach männlich' Musen, zu genießen
der Reimesstunden Wonnen? Unbeschreiblich,

wie dann die Verse – fast schon übertreib ich –
in himmelblaue hehre Höhen schießen.
Ich möchte gern mein Meisterwerk beschließen
professionell. Was ist da unausbleiblich?

Ich sehne mich so sehr nach meiner Muse,
doch die – sie sei emanzipiert und männlich!
Ob sie nun Heine heißt, ob Karlchen Kruse:

Intrare licet! Nur herein! Denn wenn ich
in Stimmung bin zu reimen – Muse, schmuse!
Komm, küss mich sanft! Die Hochform kommt; ich kenn mich!

 

Renate Golpon    30.1.2006

Müde Sonettistin

Wie soll mein Geist hier vierzehn Male blitzen,
wo doch mein Kopf nach vierzehn langen Stunden
wie ausgelaugt ist, schlimmer noch: zerschunden!
Schon mühsam ist 's, grad auf dem Stuhl zu sitzen.

Mir ist nach Reimen nicht und nicht nach Witzen;
ein Gläschen Rotwein täte mir jetzt munden.
Ich könnt vergessen meine Alltagsschrunden,
verdrängen ließen Ohren sich mit Schlitzen.

Doch bin ich ausgeschlafen dann am Morgen,
schnell kommen auch die Dichtgedanken wieder.
Gar niemand möchte Zeit mir gerne borgen;

er schenkt mir lieber seine kargen Lieder
und klagt mir stundenlang nur seine Sorgen.
Ach, hätt ich doch ein dickeres Gefieder!

 

 

Markus Weiß    30.1.2006

So nette Wünsche

Ich möcht so gern auf der Sonett-Site landen!
Was muss ich tun, um dieses zu erreichen?
Zuerst will ich die Verse hier vergleichen
von Mitautoren; dann kann kaum ich stranden!

Es tun sich auf nun hier Sonettenbanden,
die hoheitsvollen und ideenreichen,
die abgefahr'nen und die meinesgleichen,
mir kommen glatt die Silben noch abhanden!

Nach Goethes Rat bemühe ich mich redlich
und hoffe, dass Sonette mich erlösen;
den Geist zu schulen ist bestimmt nicht schädlich.

O Himmel, so erlöse mich vom Bösen!
Ich werde hier im Reigen nicht oft "tätlich",
doch lieb ich's auch nicht, dämlich rumzudösen
!