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Renate Golpon

Schüttelreimsonette aus der Sammlung
für mein geplantes Sonettbüchlein.

2.7.2006

Sommerabend

Wenn laue Luft des Tages Helle füllt
und sich der Abend sacht mit Schatten senkt,
kein Mensch sich mehr in warme Felle hüllt.
die Nacht schon tiefen Schlaf den Satten schenkt,

dann macht für uns es keinen Sinn zu hetzen.
Mit einem Hauch von Tuch den Leib gewandet,
komm ich zu dir, um mich dort hinzusetzen.
Du hast es gern, wenn so dein Weib gelandet.

Lass bei weit offenen Terrassentüren
total vom Alltag uns und Denken lösen,
versonnen in den Bowletassen rühren
und mit gelockerten Gelenken dösen.

Du kannst mit Worten mich und Charme verwöhnen,
mir Abend (und auch Nacht) ganz warm verschönen!

 

27.6.2006

Aktuell: WM-Fußballwahn

Wenn „Wahnsinnsdüfte“ in die Nase steigen,
er im TV die Sportlerszene sieht,
dann kann der Mann schon zur Ekstase neigen,
ein Kribbeln durch des Fußes Sehne zieht.

Zwar nahm er wahr, dass dann sein „Haserl“ ging
und lange Zeit noch auf der Schwelle stand,
als er schon längst vorm Schirm (mit Glaserl!) hing,
bis „Haserl“ endlich von der Stelle schwand

mit Worten schier: „Dieses Gemäuer hier,
daraus zieh jetzt ich diese Lehre heute,
das ist – samt Mann! – nicht ganz geheuer mir,
rein nichts für mich und andre hehre Leute!“

Der Mann hat darob nur noch mehr gelacht
und flugs die nächste Flasche leer gemacht!

 

23.6.2006

Gute Fahrt in Hamburg

Nichts lieb ich mehr, als im Gewühl zu fahren.
Ich mag den bunten, wirren Schilderwald.
Wie leicht, ein sicheres Gefühl zu wahren,
zumal mein Mann schon wie ein Wilder schalt.

Ich hoffe in dem Meer auf Brandungslücken,
hätt mich so gerne endlich freigeschwommen.
Wir nähern langsam uns den Landesbrücken.
Mög es dem Mann doch, wenn ich schweige, frommen!

Ein Nörgler kann an deiner Seite plagen;
nicht selbst zu fahren macht am meisten Lust.
Was soll ich hier zu meiner Pleite sagen?
Mensch, mecker nicht, wenn du nichts leisten musst!

Ich bin nicht gern auf diese Weise rege;
ich hasse Staus und lange Reisewege!

 

6.6.2006

Dichterschicksal

Mein Dichterfreund Hans-Heinrich wusste gut:
Ein Schnäpschen, das kann müde Dichter lenken.
Trinkt er zu viel, kriegt seine Guste Wut.
Doch kann mit Sprit im Hirn er lichter denken.

Sein Geist, so angeregt, vor Blitzen sprüht.
Es drängt ihn mehr und mehr nach Tatenruhm.
Die Schöpferkraft nach solchen „Spritzen“ blüht;
doch nährt ihn nicht sein Literatentum.

Wer tätig ist in hehrer Geisteswelt,
merkt schnell: Gar niemand wird vom Himmel satt.
Er braucht, es ist profan, du weißt es: Geld.
Nicht jeder gleich Erfolg wie Simmel hat!

Schon Schiller fehlte Geld für seine Dichtung.
Wie simpel, Freund, erscheint mir deine Sichtung!



Sängerknaben

Die Seele, immer schon bewegt durch Lieder,
mal locker, doch auch manchmal sittenstrenger,
was altbekannt und neu belegt ist wieder.
Ja, schon zur Minnezeit, da stritten Sänger!

Laut taten Lieder klingen, schallen, dröhnen.
Ach, gäb die Holde doch beglückend' Zeichen!
Herr Walther liebte sehr die drallen Schönen.
Wie Männer sich doch oft entzückend gleichen!

Seit jeher mocht' der Mann nie Busen missen,
tat gern melodisch zarte Gitter weben
an Stellen, wo ihn grad die Musen bissen,
nur durft' es dabei kein Gewitter geben!

Die „Sänger“ heut schon an Geschichte denken
und für die Website mir Gedichte schenken!


Maigefühle

Was fesselt uns im Lenz mit feinen Seilen?
Was fühlt im Frühling man, wenn 's wieder Mai?
Gott Amor schießt ganz flink mit seinen Pfeilen
und SIE denkt: „Heut ich 'ein' mein Mieder weih!“

Sie sieht die Knospen, wie sie brechen, springen,
merkt, wie der Duft steigt hoch am Fluss – und nieder;
ihn – stumm vor Glück – kann nichts zum Sprechen bringen,
ganz leise rauschen Haselnuss und Flieder.

Die abendlichen Sonnenstrahlen schmeicheln
und leuchten sanft schon zwischen Bäumen rot.
Er darf nun ihren Hals, den schmalen, streicheln,
der jüngst sich ihm in lichten Räumen bot.

Doch könnten beide gut an Beinen missen,
dass gierig Zecken, die gemeinen, bissen!

 



Renate Golpon

Schüttelreimsonette aus der Sammlung
für mein geplantes Sonettbüchlein.

10.7.2006

Schüttelwut

Ich geb dem Pegasus den Zaum und reit,
weil ich der Musen edle Söhne schätze,
vergessend immer wieder Raum und Zeit,
begeistert stets ich auf das Schöne setze.

Ich mag nicht von Gemetzel, Dolchen singen,
vom Ritter, dem im Schlaf sein Schwert entwunden,
von Waffenklirren oder solchen Dingen,
vom Helden, dem beim Kampf sein Wert entschwunden,

möcht nicht, wie Heine, das Lob Lores mehren
– wie schön hat Lore..., diese ...ley, gesungen! –
will meine Leser auch nicht Mores lehren,
vom Schütteln hoff ich stets, es sei gelungen.

Wenn Megakräfte sich im Hirne ballten,
muss oft vor Schmerz ich mir die Birne halten!

 

Sommerurlaub

Im Frühling wird Karl-Heinz (wie weise!) rege
und lässt beizeiten sich die Flüge nennen.
Als Flugfan kennt er alle Reisewege.
Die Gören dann schon zur Genüge flennen.

Bevor sein Arzt geht in die Sommerpause,
denkt Heinz an Hannelores kranken Rücken.
„Deshalb ich flink zu Dr. Pommer sause.
Wie unschön ständen meiner Ranken Krücken!“

Die Lore würde gern am Strande leben,
wo ihre Lungen stets 'ne Brise weitet.
Man sah sie oft schon nach dem Lande streben,
wo Watt sich aus- und auch die Wiese -breitet.

Im letzten Jahr, als sie zum Tiber fuhren,
litt sie an Schüttelfrost und Fiebertouren.


Unbeliebte „Mitesser“

An Sommertagen, wenn es warm und schwül wird,
ob ihr in Hamburg oder Hessen seid:
Es ist „lebendig“! Summend im Gewühl schwirrt
das Wespenvolk schier vor Besessenheit.

Am Esstisch zeigt sich bei genauer Sicht:
Da waren Wespen, die versteckten sich.
Wer, bitte, reagiert da sauer nicht?
Es scheut doch jeder den Insektenstich!

Pinzetten ich aus innerm Drange zücke,
nachdem ich Wespen mit dem Schläger traf,
der Zecke um den Leib die Zange drücke,
sag noch zur Wespe: „Stachelträger, schlaf!“

Ich wüsste gern, wie alle Schotten Mützen
vor der Gefräßigkeit der Motten schützen!

 

9.7.2006

Im Freibad

Geschlossen hat ab Mai das Hallenbad,
wolln uns im Freibad auf die Wiese legen.
Obwohl sie an den Füßen Ballen hat,
will sie dort hin; ich geh der Liese wegen.

Sie steht bis zu den Knien in niedrig' Wasser.
Oh, wie sie ihre Leibesfülle hasst!
Mein Corpus ist, was mir nicht widrig, nasser,
ihn gut noch meine Badehülle fasst.

Die Liese geht zur kleinen, flachen Rutsche,
bemerkt nicht, wie ein Mann ganz geckenhaft
(dass ja kein Ton ihm aus dem Rachen flutsche!),
recht lüstern durch die Freibadhecken gafft.

Im Sommer kann er zwar dahinter walten.
Wie aber will er es im Winter halten?

 

8.7.2006

Im Kaufhaus

Dem Ehemann des Weibes Bitte galt
– im Kaufrausch ist die Frau mitnichten scheu! –
Trotzdem erfüllt den Wunsch er Gitte bald,
dem Mann sind nicht derlei Geschichten neu.

Ihm tut 's um Kleider, diese kleinen, leid;
denn sie trägt Röcke und auch Hosen länger,
probiert ein giftig grünes Leinenkleid,
darüber – schlabbrig – einen losen Hänger.

Sie, nicht ganz schlank, die kesse Posen hasst
und selbst den grünen Fummel spärlich fand,
merkt, dass sie nicht in enge Hosen passt,
weil überm Bauch der Stoff gefährlich spannt.

Nach Stunden sieht man sie zur Kasse laufen –
mit Schuhen! Müd der Mann: „Na, lass se kaufen!“

 

6.7.2006

Gewitter

Man sieht den Wind die schlanken Birken wiegen,
die Spinne ihre zarten Gitter weben.
Wie sich die Beine sanft beim Wirken biegen!
Die Luft ist schwül. Es wird Gewitter geben!

Noch kann entspannt ich auf dem Sitze schwingen,
mich in des Sessels weichem Leder wiegen
und – ohne, dass ich dabei schwitze – singen,
mich lümmeln: weder sitzen, weder liegen.

Wenn ein Gewitter in den Lüften hängt,
denkt man an Donner, Blitz und Sturmgewalt,
kein Lustgefühl hin zu den Hüften lenkt;
man fühlt sich winzig, wie in Wurmgestalt.

Nach dem Gewitter, seinem blinden Wüten:
entzwei der Zaun, wo wild die Winden blühten!