Vierhebige Jamben und Paarreime wie bei Eugen Roth Gedichte

Karl Klaus
à la Eugen Roth
     

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Renate Golpon
    20.10.2008

Öffentlich-rechtliche Krimis heute:  Exzesse

Wer Spannung wollte, recht real,
las früher gern ’nen Krimi mal.
Der Mord geschah am Rande nur,
doch lang gesucht wurd dann die Spur.

Die Leser waren eingebunden,
sie suchten mit – gleich über Stunden.
Der Kommissar nebst „rechter Hand“
löst‘ stets den Fall, meist mit Verstand.

Zufrieden schloss man dann das Buch:
Mord aufgeklärt! Vorbei der Fluch!

Wie sieht ein Krimi heute aus?!
’ne Krimischwemme gibt ’s, o Graus!
Wer ’s Alphabet kennt, kann doch schreiben!
Weshalb da im Verborgnen bleiben?!

Man schmiert drauf los, hat „was zu geben“.
Das Fernsehn nimmt ’s, erweckt ’s zum Leben
und füllt das „Leben“ dann mit Toten,
zeigt sie im Blutstrom, ketchup-roten …

Mit Urgewalt wird ausgetobt,
was später dann noch hochgelobt.
Die Sprache: schnoddrig, unverständlich
mit Kraftausdrücken, schier unendlich …

Der „Held“, meist mehr als liederlich,
kommt krass ins Bild, cool, widerlich!

Was anderswo tabubelegt,
das wird hier vordergrundbewegt.
Mordinstrumente en detail:
Pistole, Messer, Stein dabei …

Minutenlanges Blutbad, Krampf,
auch Notzucht, Sado, Todeskampf …
das darf gern ausgewalzt hier werden –
als schlechtes Beispiel, Pfui auf Erden!

Die Sender sind sich einig darin:
Statt Kommissar klärt auf die -sarin!
Sie, Gutmensch, steht für Ordnung, Recht,
beweist beredt, was gut, was schlecht!

Und abends darf man sicher sein:
Da schlafen alle Kinderlein!

 


Renate Golpon    3.2.2006

Webmaster's Leiden

Ein Mensch, der fühlte die Verpflichtung:
„Ich muss was tun für Kunst; sprich: Dichtung,
hab Top-Ideen und reime gerne.
Drum schweif ich reimend in die Ferne.

Damit ich bin nicht so allein,
lad ich begabte Gäste ein.“
Und siehe da, es kamen viele,
die funny fanden diese Spiele.

Sie reimten flott und unverdrossen,
bis dass die Ufer überflossen.
Der Mensch hatt' Mühe, zu verwalten,
die Website neu stets zu gestalten.

Es kamen die besondren Bitten:
„Ich stünd gern links, nicht in der Mitten!“
„Und hier bei mir die Korrektur,
die ist ja wirklich winzig nur!“

„Bei meinen Versen ging was schief;
denn 'unverschämt' steht nicht kursiv!"
„Wär es vielleicht zu viel verlangt,
wenn dieser Schmidt nicht bei mir prangt'?“

„O Mensch, ich würd mich riesig freuen
– und niemals werden Sie 's bereuen –,
wenn eine neue Site Sie brächten,
wir wären froh, hineinzuhechten…“

Doch als die Site dann fertig war,
kam gleich Gemecker, das war klar.
„Ich stehe an der falschen Stelle,
mein Geist schwimmt doch auf Hochseewelle!“

„Weshalb die Kategorisierung?
Wir brauchen keine Reim-Regierung!
Wohin, bestimmen wir Autoren,
wir sind doch nicht royale Mohren!“

Und manchen zwickte Übermut;
er gab sich gar als Tunichtgut
und schickte Mails, die alle kamen –
doch immer mit verschiednen Namen.

Der Mensch ließ alle untergehen
und tat so, als sei nichts geschehen,
lacht' leise auf (auch mit Gebrüll!)
und warf die Mails dann in den Müll.

Ein andrer klagt von Zeit zu Zeit
'nem Eidgenossen gern sein Leid:
Wie man ihm böse mitgespielt,
weil er sich an die Wahrheit hielt…

Der Mensch, der Gutes nur gewollt,
wofür ihm mancher Beifall zollt (!),
ist nicht voll Groll, zeigt Heiterkeit:
„Ich schließ für Motzer meine Site!“

 

Renate Golpon     3.2.2006

Wenn zwei das Gleiche wollen…

Es strebt der Mensch nach Anerkennung,
nach Ehre, Achtung, Namensnennung.
Doch ist das nicht ad hoc zu kriegen;
deshalb versucht er 's hinzubiegen.
Er peilt den andern Menschen an,
ob dieser ihm wohl nützen kann.
Doch der hat just – man ahnt es schon –
genau die gleiche Intention.
Warum denn nicht, würd ich jetzt sagen,
sich wechselseitig nützlich plagen?!

 

„Limerick“ von Eugen Roth (als Zitat):

Ein Tor hasst die Lebenslüge
und schwört, dass der schöne Schein trüge.
Doch dreimal nein!
Der schöne Schein
allein hält das Weltgefüge.


Renate Golpon    3.2.2006

Auch große Literaten patzen!

Ich schätze die Werke Eugen Roths wirklich sehr. Aber was seine „Limericks“ betrifft… (Und die Lektoren waren auch nicht besser!)

Der Roth, der nicht ins Blaue schafft'…
Doch seine Lim'ricks: grauenhaft!
Die hätte besser er gelassen,
statt meist das Metrum zu verpassen.
Doch siegt bei mir die Großmut hier.
Okay, was soll 's – nicht sein Revier!
Es kann ein Mensch nicht alles können,
doch was er kann, soll man ihm gönnen!

 


Peter Pistill
    1.2.2006

Sonett oder nicht so nett,
das ist hier die Frage ...

Ein Mensch denkt drüber nach im Bette,
wie ist das Versmaß für Sonette,
das Versmaß dieser 9 x Klugen,
die wir zur Schulzeit kaum ertrugen;
ein Versmaß, es ist lange her,
gebändigt und gedankenschwer,
von Abab, Abab, CeDeCe
zu DeCeDe tut alles weh
Bis hierhin konnt' der Mensch gelangen,
dann ward er doch vom Schlaf umfangen.
Das Eheweib trat an sein Bett,
fand, daß er schläft sei doch so nett,
doch auch nach stundenlangem Schlaf
war's nicht das Versmaß, das er traf
Er hat sich erst den Kopf zerbrochen
und dann nach Schnaps und Bier gerochen;
von beidem schließlich so benebelt
ward jedes Versmaß ausgehebelt
Ein jeder hörte, daß er lallte,
bis dann sein Kopf herniederknallte.
Sonette hin, Sonette her,
nein, dieses Versmaß ist zu schwer.
Im Ernstfall führt uns zum Sonett
nur strengstes Versmaß als Korsett,
doch wenn dasselbe überquillt
ist mein Verlangen längst gestillt ...

 

Noch mehr in der Art von eugen Roth


York-Werner Klein    2.4.2007

Gnade!!!

Eine Philippika – nicht unbedingt so ganz ernst zu nehmen

So manchem braven Limerick
gebricht es deutlich an Geschick.
Da fehlt's an Geist und an Esprit,
kurzum: an jeglichem Genie.
Vergeblich sucht man Witz und Pfiff
bei Reimen, die oft ohne Schliff
pointenlos im Raume steh'n
... und daran auch zugrunde geh'n.
Ich weiß, das klingt jetzt arrogant,
doch es ist allgemein bekannt,
dass ganz gewiss nicht jedermann
auf Pegasus gut reiten kann.
Aus diesem Grund, ihr lieben Leut',
hört meine Worte, und zwar heut':

Wie schön ist doch die Poesie,
vorausgesetzt, dass man das „WIE“
beherrscht und souverän versteht.
Allein, Euch hat noch nie umweht
der Lyra engelsgleicher Klang,
denn manche „Lyrik“ macht bloß bang!
Ihr wurdet - dass Ihr es nun wisst! -
von keiner Muse je geküsst!!
Das seht doch endlich auch mal ein
... und lasst sofort das Dichten sein!!!
Das wäre Euer größter Dienst!
D'rum fort den Stift – und nicht gepienst!!



Bernard Ostersiek
   1.2.2007

Dichterlos

Ein Mensch, der’s gerne lyrisch hätte,
stürzt‘ sich vor kurzem auf Sonette
und wandelte, vergeistigt, nur
auf Shakespeares und Petrarcas Spur.
Zwar wollt‘ es ihm nicht gleich gelingen,
„a-b-b-a“ den Reim zu schlingen
(“und das gleich doppelt, so ein Mist,
wie schwer so ein Sonett doch ist!“),
doch ist es endlich ihm gelungen.
Er hat auch das Terzett bezwungen,
bekam bei These/Antithese
nicht Krise und nicht Anamnese
und bracht‘ das Dichtwerk stolz zu Ende,
verkauft‘ im Traum schon Lyrikbände –
da hat ihn aus der Nachbarschaft
der Sensenmann hinweg gerafft.
Moral: Sonette bringen nix.
Sei schlau, Poet, schreib‘ Limericks!


Geläutert

Ein Mensch, der gern Sonette schreibt,
ist, wie sich’s trifft, noch unbeweibt.
Der Grund, er ist zu raten leicht:
für sowas sich kein Weib erweicht.
Denn Liebeslyrik, vierzehnzeilig,
ist allenfalls dem Schöpfer heilig
und braucht, pardon, verdammt viel Zeit.
Da ist nicht oft ein Weib bereit,
zu warten, bis das Opus endet,
das derart Liebesschwüre sendet.
Genug der Rückschau – der Poet
sieht zu, ob’s nicht auch anders geht.
Er macht sich deshalb zu Gebot
das Paarreimgold von Eugen Roth
und dichtet munter darauf los:
„Ach, Süße, komm auf meinen Schoß!
Da sollst du bleiben bis zum Ende.
Ich lege ab sofort die Hände
auf dich nur – topp, es gilt die Wette! –
und schreib‘ nie wieder dir Sonette!“


Peter Pistill     5.9.2006

Neugier oder Wissensdurst

Ein Mensch, der Neugier lästig fand,
wies eigne Neugier von der Hand,
doch steckte er, ich fand's gemein,
in alles seine Nase rein;
er hat dann stets davon gesprochen,
da hätte etwas stark gerochen,
bisweilen sogar unerträglich.
Des Menschen Neugier : schier unsäglich ..!
Er selbst war von sich hingerissen,
nicht Neugier war's, ihm ging's um Wissen ...


Peter Pistill     30.8..2006

Hintersinnig  (PDF-Datei, 32 KB)

Peter Pistill    20.3.2006

Das Problem des Ä lterwerdens

Jeder junge Mensch auf Erden
möchte gerne älter werden.
Ist er alt, wünscht er verstärkt,
daß es mö glichst keiner merkt,
doch er ist total vergrätzt,
wenn man ihn noch älter schätzt ....


Peter Pistill     16.3.2006

Der Mensch und sein Navi

Ein Mensch, der heut' ein Navi hat,
kommt damit schnell von Stadt zu Stadt,
und selbst ein Ziel auf plattem Land,
das er zuvor nur mühsam fand,
erlangt er deshalb schnell und leicht;
sein Navi sagt ihm : Ziel erreicht.
Will sich der Mensch nicht mehr verlaufen,
muß er sich so ein Navi kaufen,
dann wird er flott zum Ziel geleitet
von einer Frau, die ihn begleitet.
Ließ er vom falschen Weg sich blenden,
sagt sie : wenn möglich, bitte wenden ..
Egal zu welcher Jahreszeit,
die Stimme ist für ihn bereit.
Sie schaut voraus, nach rechts und links,
sie kennt den Weg, schätzt ab: so ging's;
die Stimme ist sehr melodiös,
und manchen Mann macht das nervös;
er fährt verkehrt, wo soll das enden ?
Er hörte gern ihr : bitte wenden,
erst recht am Ende eines Stau's --
doch grade hier geht's nur .. gradaus ...



Peter Pistill
     16.3.2006

Der rechtschaffene Mensch

Ein Mensch ging stur und gradenwegs
so manchem andern auf den Keks.
Er war, was man fast nie verzeiht,
ein Muster an Rechtschaffenheit.
In uns'rer Stadt, der geistig engen,
soviel davon herauszuhängen,
das machte ihn nicht grad beliebt,
was jeder, klar, weit von sich schiebt.
Ein Mensch wie der, das kann man seh'n,
ist vielfach mächtig unbequem,
weil er halt stets die Wahrheit spricht
und, gebt es zu, man mag das nicht ..,
doch eines Tag's, man hat's genossen,
sein Pulver war bereits verschossen,
da hat er sich, so wurd's bekannt,
an heißem Eisen schwer verbrannt.
Er hatte – und sein Ruf war hin -
in krummem Ding die Finger drin;
weil irgendwie und -wo liiert,
lief es für ihn so wie geschmiert.
Man stellte ihn dann vor Gericht,
und so verlor er sein Gesicht.
Der Mensch, so stellte sich heraus,
war immer noch sehr gradeaus;
was er auch tat - es war gemein,
er tat es aber nicht allein.
Erleichtert hat er sein Gewissen,
war von sich selbst ganz hingerissen
und ging so stur und gradenwegs
schon wieder andern auf den Keks ...

 

Klaus Schedlberger   14.2.2006

Ein Mensch, der wollte „Großes“ dichten,
mit sehr authentischen Geschichten,
die er an die Verlage sandte,
wo keiner sein „Talent“ erkannte.
Er mocht' es anfangs gar nicht glauben,
es tat des Nachts die Ruh' ihm rauben.
Man wusst' es einfach nicht zu schätzen.
Wie konnt' man ihn nur so verletzen?
Bald merkte er 's - fiel 's ihm auch schwer -
sein Leben, es war inhaltsleer.
Er übte sich in Selbstkritik
und ging drauf in die Politik.
Nun sitzt der Mensch im Bundestag,
hält Reden, wie er 's gerne mag,
erhält dafür auch noch Applaus.
So ist 's nun mal im „Hohen Haus“
.
.

Peter Pistill

Dumm gelaufen ...

Ein Mensch, der Warenkenntnis hat,
kauft heute nur noch mit Rabatt,
doch gibt es den, wie jeder weiß
oft auf den allergrößten Scheiß.
Den zu verkaufen, das ist Kunst,
geheimnisvoll wie blauer Dunst.
Da gibt es dann im Fall des Falles
Prozente auf beinahe alles;
man ahnt es und man hört es kommen:
für's Tier die Nahrung ausgenommen,
und Sprüche gibt es wie den frechen:
wir lassen hier die Preise sprechen.
Der Mensch, wie stets auf Schnäppchen aus
zieht schnell sein Portemonnaie heraus.
Er kennt sich aus; er weiß, wie's geht,
doch ob er wirklich was versteht
vom Teppichhandel, Küchenkauf ?
Für wen wohl geht die Rechnung auf ?
Die Zeit, die Menschen ... beide schlecht:
was ist gemein, was ist gerecht ?
Die Werbung macht uns fast besoffen.
Soll'n wir auf bess're Zeiten hoffen ?
Der Mensch bleibt ratlos und verwirrt,
hat er sich wirklich so geirrt ?
Und er bemerkt mit bitt'rem Zorn,
er hat den Überblick verlor'n,
fast jedes Zimmer überfüllt,
er hat sich schlichtweg zugemüllt,
es gab halt viel zu viel zu kaufen
für unser'n Menschen. Dumm gelaufen ...