Sonett
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Gefangen
Ach, liebe Freunde, wenn wir Flügel hätten
und wär'n in engem Denken nicht gefangen,
dann schielten wir nicht fiebernd vor Verlangen
nach weit entfernten Dichtersilhouetten.
Wir könnten uns aus dieser Enge retten,
die meterhohen langen Gitterstangen
verlassen und nicht fassungsloses Bangen
zum Himmel schrein in kränklichen Sonetten.
Arg eingezwängt ins alte Metrummieder,
wolln im Sonett wir wahre Wunder sehen?
Was wünschen von Quartett, Terzett wir bieder?
Gedanken, die direkt gen Himmel wehen?
Sing ich nun leise oder laute Lieder?
Der Wunsch nach Wohlklang, er wird nie vergehen!
Renate Golpon (Referenzgedicht: „Affentheater” von Hans Adler)
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„Gedichtform aus 14 meist fünfhebigen jambischen Versen, die in zwei vier- (Quartette) und oft zwei dreizeilige (Terzette) Strophen gegliedert sind; vorwiegend mit dem Reimschema abba, abba, cde und cde. Der äußeren Form des Sonetts entsprechen der syntaktische Bau und die innere Struktur: Die Quartette stellen in These und Antithese die Themen des Gedichts auf; die Terzette führen diese Themen in konzentrierter Form durch und bringen die Gegensätze anschließend zur Synthese.“ Zitat aus dem Brockhaus multimedial premium 2006 Der vorstehende Lexikonausschnitt muss ergänzt werden.
Zur Form sollte der Inhalt passen. Im Grundaufbau ist das Sonett-Korsett festgelegt. Aber es gibt Variationsmöglichkeiten in der Reimordnung, insbesondere bei den Terzetten. Walter Mönch unterscheidet in „Das Sonett. Gestalt und Geschichte" drei Grundtypen: Italien (Petrarca-Typ) England (Shakespeare-Typ) Frankreich (Ronsard-Typ) Sonette mit sechshebigen Jamben als Metrum (Alexandriner) werden auf der Alexandriner-Website erläutert.
BEISPIELE (urheberrechtlich sind es Zitate) Das Sonett (A.W. Schlegel) Zwei Reime heiß' ich viermal kehren wieder a Dann schlingt des Gleichlauts Kette durch zwei Glieder a Den werd ich nie mit meinen Zeilen kränzen, c Doch wem in mir geheimer Zauber winket, d
Es ist alles eitell. (Andreas Gryphius) Was itzund prächtig blüht sol bald zutretten werden. a Der hohen thaten ruhm mus wie ein traum vergehn. c Als schlechte nichtikeitt / als schaten staub und windt. e
Sonett 22 (Shakespeare) Mein Alter glaub' ich meinem Spiegel nicht, a Denn alle Schönheit, wie sie lebt in dir, c O darum, Liebe, sei' auf dich so achtsam, e Zähl auf dein Herz nicht mehr, wenn meines bricht, g
Allein den Betern (Reinhold Schneider) Allein den Betern kann es noch gelingen, a Denn Täter werden nie den Himmel zwingen: a Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt, c Bis Gott aus unsern Opfern Segen wirkt, c
Das „Meistersonett“ aus „Lillis Sonettenkranz“ Armeen stampfen zwischen Feuerwänden; a Es kommt ein Tag, der wird dies alles enden; a Rast draußen auch die Welt im tollen Toben, c Sie abends lesen im belampten Zimmer; d
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