Kategorie Spaßsonette Schüttelreimsonette weiterer Autoren

Schüttelreim-
sonette

Lyrik reimlos
ohne Metrum

Distichon

Elegie

Epigramm

Gedichte
à la E.Roth

Spaßsonett

Sudelsonett

Freisonett

Dichtersonnett

Sachsprache

Kommunikation

Ghasel

Haiku

Elfchen

Clerihews

Leberverse

Klapphornverse

Startseite

Limericks

Chronik 06

Autordomains

Prosadomain

 

 

Lothar Schwarz

6.8.2006

Bienenstich

LQ schrieb vom Insekten-Frust-Geschehen
im Allgemeinen; ihre Klage sah
uns, wesp-umsurrt, zum Sommertische gehen.
Ich, als konkret und frisch Umschwirrter, sage klar:

Ich mochte unsrer Honigziegen Flimmer,
und auch der Wespen streif-gesteifter Rock
erschreckte mich kaum wie ein Fliegen-Zimmer ...
doch fünfzigtausend Bienen, ein gereifter Stock,

die uns in Frankreich jüngst ins Haus gebrummelt,
in Hitchcock-Art den Himmel braun verhüllend,
und unser Ohr voll Flügel-Braus gehummelt,
den Ort von überall, von jedem Spalt her, füllend –

dies hat ins Mark tief eingebohrt sich mir:
Alarm, wenn nur ein Mückchen um mich sirr'!

 

13.6.2006

Juli

Wir hatten an Verzagens Rand gelitten,
denn Zauberlehrlingsfluten hatten Mai
ertränkt. – Nun leuchten bunte Matten. Hei,
nun ist der Sommer doch ins Land geritten!
Nun flattern Falter trunken durch die Wiesen;
nun summen Bienen, Hummeln durch die Luft;
bald strömt aus allen Blüten Juli-Duft.
Ja, Helios schätzt keinen Mond wie diesen!
Dann fährt in strahlend' Gold sein Sonnenwagen
durch weiße Wattewolken, nur zum Spaß;
es sei denn, Zeus zeigt sich in Blitz-Gewändern:
dann scheint's, er müsse seinen Zugweg ändern
und nähme heimlich eine Spur zum Nass.
Erfrischt, will Lob ich beiden Wonnen sagen!

 

22.5.2006

Zum Lobe des (LQ-)Sonetts
Schüttelreim-Sonett in englischer Form
(ABAB CDCD EFEF GG)

Les' ich LQs Sonette, denk' ich mir:
"Wie frisch und jung die Form noch immer scheint!"
Und, neu versuchend, nähere mich ihr
und fühl' mit jenen, die ihr Schimmer eint.

Welch' Themenreichtum, welche Qual der Wahl:
ob leichte Muse oder Klage-Sang,
ob Wahl der Freude oder Wahl der Qual;
wie's schon von alt in Reim und Sage klang!

In vierzehn Zeilen volles Menschsein legen
ist hohe Kunst, die ihr, LQ, gelingt
zu unser', klein'rer Dichter-Menschlein, Segen.
Freut Euch, die schon in ihre Schule gingt,

und, sonettierend, ruft die Geister mild,
die sie beherrscht, die uns als Meister gilt!

 

Lothar Schwarz    

25.5.2006

Mai

(it. Sonett mit Variation im 2. Quartett
– ABBA CDDC EFG GFE)


Komm, Mai, erfülle, was April erhoffen
uns ließ, da seine Schauer Feld und Hain
durchtränkt mit Saft, der Leben hält, und fein
das Herz entknospt, das von Natur her offen.

Schick' uns die Blumen und der Sänger Lied!
Des Kuckucks so – vom Winter er geheilt
und flügelflink von südwärts her geeilt,
dass er nicht dürres Land noch länger sieht.

Schick' uns die Sommermacher, Schwalben, her,
und lass' das grüne Land in Farben garen
und weck' den Juni, der den Sonnenwagen

uns, die schon jetzt von seinen Wonnen sagen,
anspanne! Lass' ihn in die Garben fahren
und mach's der Kälte allenthalben schwer!


27.5.2006

Dann ist der Frühling da!
(Shakespeare-Sonett: ABAB CDCD EFEF GG)

Noch fleckt der Schnee und deckt die grüne Saat,
doch lässt der Winter locker, hier und da,
als mach' sein hartes Herz in Sühne grad'
und schenke Märzenbecher dir und – Ha! –

ein Veilchen dort, versteckt am Heckenrain!
Du spürst ganz plötzlich Lenzes Lust und Macht
und siehst das Grün sich allwärts recken: Hain
und Hag erwacht du denken musst. – Und lacht

die Sonne dann, und taut das graue Eis,
noch widerwillig zwar, an Weg und Stegen,
und schaust auch du erwärmt zur Aue, Greis,
und triffst das Leben neu auf Steg und Wegen,

dann ist der Frühling da, dann ist es März;
dann ist es hier, was du vermisstest, Herz!

 

"Kläuschens Besuch im Zoo"
(Kleine Zoologie in 7 Schüttelsonetten)

1) Shakespeare-Sonett (abab cdcd efef gg)

Seht, wie im Zoo sie in die Hallen drängen!
Mit Kind und Kegel strömen sie herbei:
am Löwengitter sieht man einen Drallen hängen,
und Kläuschen ruft: "Papá, ein Eisbär! Hei!"
Die Falter flattern, sind im Licht meist bunter;
die Känguruhs – Husch! – hopsen pausenlos,
Piranhas kleinster Nachwuchs schon beißt munter;
im Baum die Paviane lausen Pos.
Ein Hai warnt: "Hand raus!" mit der Rückenflosse;
ein kleines Seepferd hält im Tange Lot;
vom frischen Gras genüsslich pflücken Rosse;
die Dinos sind aus Gummi – lange tot!
Klaus spuckt zurück zum Lama, was nicht fein.
Ob das den Papa alles anficht? Nein!

2) Italienisches Sonett mit Umkehr-Sestett
(abba cddc efg gfe)

Papá klaut den Gorillas Kokosnüsse
und sieht: der Orang-Utan (wie wer fand
durch Forschung 'raus) ist ihm doch sehr verwandt.
Klaus merkt: gefährlich sind des Rhinos Küsse.
Ein Falke kreist. – "Siehst du ihn dort, mein Kläuschen?" –
und starrt gebannt von luftig-hoher Wart',
stößt dann herab von droben, wo er harrt',
auf etwas Leckres. – Oh! Ein ganz klein' Mäuschen!
"Gemein!" schreit Klaus. – "Wo kann der Elefant sein?"
und stapft quer durchs Gehege auf ihn zu.
Papá ruft: "Kläuschen, nicht am Rüssel schütteln!
Solang er frißt, auch nicht die Schüssel rütteln!
Und Vorsicht – niemals nicht am Ohr ziehn!" – "Uuuuuh!"
kommt Kläuschen schon geflogen in den Sand fein!

3) Spenser-Sonett (abab bcbc cdcdc ee – "link-sonnet")

Das Schnabeltier wirkt meistens sehr vermischt –
seht, schon tut sich ein Enterich versteigen!
Der Seehund bellt kaum, weil er eh'r mehr fischt;
ein Maki nascht am Glashausfenster Feigen.
Klaus scheint zum Selberlaufen nicht zu neigen,
will Huckepack. – Papá: "Bei mir nicht! Geh!"
Doch Kläuschen kreischt, will es Papá nun zeigen;
der humpelt plötzlich, stöhnt: "Bei der Gicht? Nee!"
Klaus, abgelenkt von einem kleinen Reh,
vergisst die müden Beine, wirft Karotten;
das Rehkitz steht ganz still im reinen Klee
bei Zipfelmützlern – alles Terrakotten!
Weil keins sich von den Zwergelein geregt,
schimpft Klaus: "Verrat! Man hat mich reingelegt!"

4) Misch-Sonett (abba cdcd effe gg)

Cool steht er aber bald am Bärengitter
und sticht den Grizzly mit Pas Regen-Stock;
laut dröhnt dazu auf allen Stegen Rock;
des Grizzlys Frustrationen gären bitter,
und auch der Königstiger brüllt. Nun fauchen
die Pumas, und der Löwen Mähne schwillt,
als solcher Lärm die Lüfte füllt. – Nun brauchen
sie nicht mehr weit: da segeln Schwäne mild!
Klaus wirft nach Pandas, die am Bambus kauen
und die so schön schwarz-weiß und wollig meist.
Die Wärterin, zoofüllend mollig, weist
Klaus schroff zurecht: "Nicht Hokuspokus bauen!"
Pa blafft zurück: "Nie klein gewesen, alte Kuh?"
Sie zeigt die Schulter ihm, die kalte, "Uuh!"

5) Gebundenes Sonett mit Schweifreim
(abba bccb cddc ee)

"Wieso zieht das Chamäleon sich um?"
fragt Klaus Papá. Der aber weicht verlegen
der Frage aus und kontert, leicht verwegen:
"Zwei, drei, ein Lied! Du singst fein, und ich summ'!"
Doch Kläuschen lässt nicht, dummer Lieder wegen,
vom Fragen ab: "Wie alt ist der Waran?"
Papá rät: "Hundertfünfzig!" – Wer daran
wohl glaubt? Klaus kann's nicht widerlegen.
"Warum tut denn der Pingu schwarze Roben an?"
"Damit man sieht. dass er kein Eisbär ist!"
Klaus kräht: "Den gibt's da nicht!" (Das weiß er.) "Bist
du aber blöd!" und tippt sich oben dran.
Papá, blamiert, haut Kläuschen eine runter.
Die Predigt geht dann im Gegreine unter.

6) Shakespeare-Sonett (abab cdcd efef gg)

Vorm Schlangenhaus steht eine lange Schlange,
die aber hinten giftig, zahm am Kopf.
Klaus, der nicht wartet gern in Schlange lange,
zieht einer Frau, die später kam, am Zopf.
Die zischt – ein erster Vorgeschmack auf drinnen –
wie eine Brillenschlange, die den Mungo sah.
Die echte Kobra, die sie seh'n drauf innen,
ist halb so aggressiv, fast zahm sogar.
Die Boa rollt sich um ein kleines Rättchen;
die Anaconda wickelt einen Fisch
und lässt nicht los – sie ist ein reines Klettchen.
Ja, Würgeschlangen halten feinen Tisch!
Klaus würgt es auch – er hat genug gesehen
und will nur eins: ganz schnell nach Hause gehen!

7) Italienisches Sonett
(Parallel-Sestett: abba cddc efg efg)

Am Weg das Schnecklein rennt nur sehr verhalten;
im Strauch die Radnetzspinne leise webt;
das zahme Zebra streifchenweise lebt;
der Mops schaut bös' – er hat von jeher Falten!
Okapis lassen sich auch hier schwer finden;
der Laubfrosch weiß genau, wann's sonnig wird:
wenn der Zikaden Fiedel wonnig sirrt. –
Klein Kläuschen schreit, er müsse 'mal verschwinden!
Ein Gnu tut sich am grünen Halme gütlich;
der Faultier-Opa schläft, scheint's, tagelang.
Klaus buchstabiert gelangweilt "Zebu... Zett ..."
und gähnt. – Das dicke Nilpferd mampft gemütlich;
der Wal schmeißt schnell noch eine Lage Tang,
als Papa ruft: "Der Zoo schließt! Klaus, zu Bett!"

 

 

Markus Weiß

3.9.2006

Nun wag ich 's auch!
Wen(n) die Muse küsst


So schön wie unsre Queen kann ich 's nicht sagen;
wie hat sie ihre Worte fein gewählt.
Doch soll das nicht an meiner Weitsicht nagen.
Auch meinem Mahl hat 's nie an Wein gefehlt.

Wie herrlich hat LS sein Lied gesungen,
das Lob der Queen tat er mit Eifer mehren.
Ein jeder Vers ist, wie man sieht, gelungen.
Wir wolln die Queen nicht nur im Mai verehren!

Ob ich nach Kiel, nach Leverkusen muss,
es macht bei weitem keinen Sinn zu hetzen.
Ich freu mich über jeden Musenkuss
und zieh es vor, mich öfter hinzusetzen.

Wenn dann Ideen im Raum, dem leeren, schweben,
entrück ich gern dem erdenschweren Leben!

 

 

OMA

4.9.2006

Ratte Brigitte

Ein Quälgeist ist Brigitte, meine Ratte!
Wenn Bosheit sie nicht treibt, so tut es Gier.
Im Flur versaut ist stets die reine Matte.
Brigitte, nein, sie ist kein gutes Tier.

Hört meine Klage hier in schlechtem Reime:
Sie zog durch Quark den Schwanz, den langen feuchten,
und schmierte alles voll mit rechtem Schleime,
ließ ihre Äuglein unbefangen leuchten.

Die Butter schlug sie mit dem Schwanze toll,
die in der Kaffeesahne nasser Blase
zu Buttercrème bei diesem Tanze schwoll.
Ich saß verschreckt dabei mit blasser Nase.

Nun ist sie fort – noch heg‘ ich süßen Groll. –
Vom Rattenfänger ich schön grüßen soll!

 

Anmerkung Renate Golpon:
Das Reimpaar am Ende des Sonetts entspricht dem
Shakespeare-Typ, die Quartette folgen jedoch einem
vom Shakespeare-Typ abweichenden Reimschema.

31.8.2006

Glückliches Ende

Man sieht zwei Dromedare rege schreiten,
sie tragen Kunibert und Dattelsäcke;
die rutschen beinah von der Satteldecke,
als sie bergauf des Hanges Schräge reiten.

Er fragt sich, wo Tusnelda indes weile,
ob wohl ein Räuber sie erschlagen möcht?
Vor Sorge wird es ihm im Magen schlecht,
drum sucht er überall in Windeseile.

Sie leidet auf ‘ner dürren Wiese Durst,
und hoch vom Sattel runter ihr Geliebter
‘ne vollgefüllte Wasserpulle gibt er
und spricht:"Nimm auch zur Stärkung diese Wurst!"

Gott Eros will auch dortzulande siegen,
weshalb sie auch sofort im Sande liegen.