Das fünfzehnte Sonett,
das je einen Vers aus den vierzehn
vorangehenden Sonetten
des Kranzes enthält
15
Meistersonett
Wir pflückten Blumen, ließen Träume walten.
Es grüßte Lenz, ganz sonnenglanzumwunden.
Wir wollten tausend Wunder neu erkunden,
die Wunder, die an uns vorüberwallten.
Der Sommer nahte schnell mit langen Stunden.
Er ließ der Rosen Pracht sich neu entfalten
und machte uns zu schwebenden Gestalten,
als unsre Seelen filigran verbunden.
Es kam der Herbst. Wir sahen auf den Segen.
Der Herbst lässt Wein und neue Wunder fließen.
Ich trink ihn gern, den guten Saft der Reben!
Des Winters Weiße soll die Ruhe hegen.
Ein kalter Tag lässt warme Wünsche sprießen.
Verlang nach Lenz, schwing hin zu neuem Leben!
Der Sonettenkranz besteht aus 15 Sonetten.
Der Schlussvers des 1.Sonetts ist Anfangsvers des 2.Sonetts usw.
Der letzte Vers eines jedes Sonetts im Kranze ist also immer erster Vers des nächsten Sonetts.
Der Anfangsvers des 1.Sonetts wird Schlussvers des 14.Sonetts.
Das 15.Sonett, Meistersonett genannt, wiederholt die Schlussverse aller 14 Sonette,
und zwar strikt in der Reihenfolge, wie sie der Sonettenkranz vorgibt.
Das Meistersonett bietet die gedankliche Zusammenschau aller 14 Sonette.
Beim Verfassen der Kranzsonetten geht man meist vom Meistersonett aus.
Der Sonettenkranz war zwar schon in der Barockzeit bekannt, hat aber bis in die Gegenwart hinein
wenig Interesse gefunden. In der Tat schreckt der komplizierte Aufbau des Sonettenkranzes ab.
Es ist sicherlich nicht leicht, in der uneigentlichen Sprache des Dichtens ein in Form und Inhalt
stringent überzeugendes Werk zu schaffen.
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